24.06.2016

Bosch eBike Systems 2017: Die Zusammenfassung

Auch in diesem Jahr hatten wir die Gelegenheit zusammen mit vielen anderen Journalisten aus der Bikebranche einen Blick auf die kommenden Produkte von Bosch eBike Systems zu werfen. Neben der Produktvorstellung gab es auch gleich noch die Gelegenheit die neuen Sachen wie Purion, DualBattery oder die von SRAM und Bosch entwickelte EX1 Schaltgruppe auszuprobieren.



Es ist immer spannend zu beobachten, welchen Weg der Marktführer Bosch geht - schließlich orientieren sich viele Kunden und Mitbewerber auf dem Markt an dem was Bosch macht. Vielleicht ein wenig wie Apple seiner Zeit im Smartphone Bereich...

Auf den ersten Blick gab es nun wenig bahnbrechendes Neues zu sehen. Highlights waren wohl im wesentlichen das neue minimalistische Display Purion, welches aufgrund der schlanken Bauform nun direkt am Lenker platziert wird. Quasi "back to the roots" sollte man meinen, denn schließlich gab es mit dem HMI Display der allerersten Generation bereits ein Bedienelement welches direkt am seitlichen Ende des Lenkers positioniert wurde.

Purion Display
Großer Vorteil des Purion Displays ist die einfache Bedienbarkeit in Kombination mit einem im Verhältnis zum Gehäuse recht großen Display. Damit lassen sich grundlegende Werte wie die Geschwindigkeit mit einem einfachen flüchtigen Blick schnell ablesen. Um weitere Daten wie Wegstrecke oder Reichweite in km abrufen zu können, wird eine der Tasten für die Unterstützungsstufe (+ / -) länger gedrückt.
Insgesamt gibt es also nur noch vier Tasten: + / - primär für die Wahl der Geschwindigkeit sowie die sekundäre Auswahl von Fahrdaten. Daneben die Ein- und Austaste an der oberen Stirnseite und im Gegenzug an der unteren Stirnseite für den Daumen die einfach zu erreichende Taste für die Schiebehilfe Insgesamt wird das Purion seinem Namen gerecht, da es im Vergleich zum klassischen Intuvia deutlich schlanker ist. Die neue Bedienung erfordert eine kurze Umgewöhnung, ist jedoch nach kurzer Zeit intuitiv zu handhaben. Purion kann einfach nachgerüstet und durch das Intuvia ersetzt werden - verfügbar ab Anfang 2017. Preis noch nicht bekannt.

Kurze Produktvorführung im Video:




DualBattery
Für eBikes, bzw. Pedelecs mit hohem Energieverbrauch, wie es etwa Lastenräder und Langstreckentourer mit sich bringen, wurde das DualBattery Konzept entwickelt. Hierbei hat der Fahrradhersteller nun die Möglichkeit zwei Powerpacks mit einem Y-Kabel miteinander zu verbinden. Damit steht die doppelte Kapazität an Energie zur Verfügung. Da solch eine Konstruktion eine spezielle Software für das Batteriemanagement erfordert, kann DualBattery nicht nachgerüstet werden.
Der Entlade-, sowie Ladeprozess erfolgt gleichmäßig zwischen den beiden Akkupacks. Damit steht eine lineare und gleichmäßige Spannung für den Antrieb zur Verfügung.



eMountainbike Ethik
Neben der Produktpräsentation war es den Verantwortlichen bei Bosch eBike Systems sehr wichtig darauf hinzuweisen, dass Tuning an einem eBike nichts verloren hat. Hier haben Bosch und anderen Antriebssystem-Hersteller zusammen mit dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) Maßnahmen gegen die Manipulation von eBikes festgelegt und beschlossen.
Auch wir raten absolut davon ab ein Pedelec so zu manipulieren, dass es nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entspricht! In mehreren Artikeln haben wir bereits darauf hingewiesen welche Gefahren und Gesetzwidrigkeiten damit einher gehen.
Und mal ehrlich - Tuning an einem eMountainbike macht doch absolut null Sinn. Bergauf reichen die 25km/h locker aus, bergab geht es durch das Gefälle sowieso schneller. Für Pendler und Streckenfahrer die es eilig haben gibt es S-Pedelecs welche bis 45km/h gefahren werden können.

Stefan Schlie, eMountainbike Profi, weist unter Bezug von Praxisbeispielen auf Verhaltensregeln zwischen Bikern hin. Der respektvolle Umgang zwischen klassischem Biker und eBiker sollte beim gemeinsamen Erleben der Natur sowie der sportlichen Aktivität ein Grundgebot sein.
Dieses Thema wird auch im neuesten Film von Bosch eBike Systems aufgegriffen werden - zu sehen erstmals auf der Eurobike 2016.


SRAM EX1
Die neue Schaltgruppe EX1 von SRAM stellten wir bereits in einem Artikel kurz vor. Nun hatte ich die Gelegenheit die neue, speziell für Pedelecs und in Zusammenarbeit mit Bosch entwickelte Schaltgruppe zu fahren. Die Kassette der EX1 besitzt 8 Zahnkränze (11, 13, 15, 18, 24, 32, 40, 48) mit einer Spreizung von 48 zu 11 Zähnen. Daraus ergibt sich eine Übersetzungsbandbreite von  436%. In Kombination mit einem 14er oder 15er Ritzel auf der Tretlagerwelle also eine vielversprechende Kombination.
Quelle: Ritzelrechner.de / Dirk Feeken

Beim Beschleunigen in der Ebene fällt unter der kleinsten Unterstützungsstufe ECO sofort auf, dass mit einem "Klick" am Schalthebel der nächste Gang direkt passt und damit die Trittfrequenz auf einen Bereich reduziert wird, aus welchem weiter kraftvoll und flüssig pedaliert werden kann. Zwei bis drei Gänge durchschalten wie unter einer 11fach Schaltung bisher bekannt gehören mit der EX1 der Vergangenheit an.
Die wesentlich spannendere Frage ergibt sich aber beim Befahren von Steigungen - gibt es hier ausreichende Möglichkeiten selbst unter der geringsten Unterstützungsstufe mit 50% zur Eigenleistung den passenden Gang zu finden?

Hier fällt der große Abstand zwischen den einzelnen Zahnkränzen deutlich auf. Bezogen auf die Praxis bedeutet dies, dass es zunächst dank dem großen 48er Ritzel immer einen Gang geben wird mit welchem man nahezu jede Steigung erklimmen kann (insofern das Bike nicht aufsteigt ;)). Dementsprechend suche ich mir einen Gang der zu meiner Trittfrequenz passt. Das Resultat daraus ist, dass ich je nach Steigung diese langsamer befahre, da ich die Geschwindigkeit von der Trittfrequenz und damit der Kraft in das Pedal abhängig mache. Variieren lässt sich hier natürlich noch im Zusammenspiel der Unterstützungsstufe.  

Weiterer Vorteil neben der großen Übersetzungsbandbreite ist die erhöhte Haltbarkeit. Unter 11fach Schaltungen kam es eher vor, dass die Kette reißt. Dies hängt damit zusammen, dass bei einem Gangwechsel über mehrere Stufen der Zahn des Zahnkranz direkt auf Hülse und Bolzen des Kettenglieds drücken kann und damit wie bei einem Dosenöffner diesen Teil abschert. Zudem sind die seitlichen Kräfte durch lediglich 8 Zahnkränze geringer, was den Verschleiß verringert.  
Nachrüsten wird aus zwei Gründen schwierig: Zum einen steigt die Kette beim Lauf über den 48er Zahnkranz sehr hoch. Kettenstreben, welche über der Kette liegen könnten daher in Kontakt mit dieser kommen. Zum anderen werden von jedem Fahrradhersteller individuelle Parameter bei der Produktion definiert welche bei einer Umrüstung einen Fehler des Antriebssystems hervorrufen können. Auf Rückfrage wurde bestätigt, dass man daran arbeite das Händlermodul anzupassen, so dass eine Umrüstung von Hard- und Software von diesem gemacht werden könne.

Compact Charger 
Neben dem Standard Charger, wie er jedem Bike bei der Auslieferung beiliegt, und dem 12Volt Travel Charger gibt es nun einen neuen, kompakten Compact Charger. Dieser besitzt eine kleinere Bauform als der Standard Charger und wiegt etwa 200g weniger.
Im Gegenzug beträgt die Ladeleistung nur etwa die Hälfte des Standard Modells. Das Laden eines großen 500Wh Akkupack dauert damit nach Herstellerangaben etwa 7,5h, 50% sind nach 3,5h geladen.




Nyon
An Nyon selbst gab es jüngst erst ein Update, welches die topografische Reichweitenberechnung (Premium-Feature) beinhaltet und grafisch auf der Karte darstellt. Hierbei werden Streckentopografie, Akkuladung und gewählter Unterstützungslevel in der Berechnung berücksichtigt. 
Parallel dazu wurde das Web Portal "eBike Connect" grafisch komplett überarbeitet. Hier wird es in Zukunft auch möglich sein, gefahrene Strecken als gpx Datei zu exportieren oder als Route erneut anzufahren. Sicherlich ein Feature, welches sich viele Benutzer schon länger gewünscht haben. Das neue Web Portal wird voraussichtlich ab September zur Verfügung stehen.





Fazit: Richtig spektakuläre Erneuerungen gab es aktuell nicht zu sehen. Mit dem Purion Display steht eine schlanke und funktionelle Bedieneinheit mit integriertem Display zur Verfügung. Die Handhabung damit ist sehr einfach, optisch wirkt die Steuerzentrale damit noch etwas aufgeräumter. Wie sich das Teil in der Praxis schlägt, wird man sehen. Ein Dauertest sollte hier weitere Erkenntnisse bringen.
DualBattery sehe ich eher als eine Entwicklung für eine spezifische Nutzungsgruppe, einen praktischen Nutzen im sportiven Bereich ist aufgrund des Mehrgewichts eher nicht gegeben.
Richtig viel verspreche ich mir von der neuen SRAM EX1 Schaltgruppe. Eine gewaltige Übersetzungsbandbreite, weniger Gänge, mehr Stabilität - ein Produkt speziell für eMountainbiker welches im ersten Kurztest bereits einen guten Eindruck hinterlässt.
Im neuen Compact Charger sehe ich aktuell wenig Sinn. Die Baugröße ist nicht in dem Maße geschrumpft, dass sich dies gegenüber dem Standard Modell im Rucksack wesentlich bemerkbar machen würde. Im Gegenzug ist die Ladeleistung mit 2A nur halb so groß. Dann vielleicht doch lieber das Standard Modell mitnehmen und eine große Ladeleistung nutzen.


Was meint ihr, wäre die Umrüstung auf Purion für euch ein Thema?

Weitere Links zum Thema:
- Bosch eBike Systems 2016 - Die Zusammenfassung

5 Kommentare:

  1. Wurde etwas bekannt, ob es bei den kommenden Rädern integrierte Akkus
    (wie bei Brose) gibt. Bei mir steht eine neues MTB an und ich würde gerne weiterhin Bosch fahren, halt mit Akku im Rahmen.

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  2. Da schließe ich mich an. Würde auch gerne Bosch fahren, mit Akku im Rahmen. Weiß jemand ob das in der kommenden Saison kommt?

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    1. Für kommende Saison wird in diese Richtung noch nichts kommen. D.h. die AKkupacks bleiben zunächst wie sie sind. Was die Fahrradhersteller daraus machen wird man sehen - hier gibt es durchaus interessante Integrationen.
      Für die nächsten Jahre ist die Integration der Systemkomponenten aber sicherlich ein wichtiges Thema - auch bei Bosch macht man sich hier bereits Gedanken.

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  3. Würde gerne auch einen zweiten Akku an mein Performance System bauen. Bringt mit Sicherheit mehr Lebensdauer. Die Spitzen der Stromaufnahme sind ja nicht zu verachten. Und einen Zweitakku werde ich mir eh zulegen. Ist doch besser zwei montiert zu haben, als einen in der Satteltasche rum zu fahren. Schade ,dass ich bisher noch keine schöne Lösung gefunden habe.

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  4. das problem bein tunig ist das, viele leute einfach, zb wie ich und einige kollen von mir einen mix aus feldweg und asphalt zur arbeit haben. Da ist ein starrer hinterbau eifach sehr unbequem bei den s-pedelecs. Daher wünsche ich mir einfach ein breiters angebot an 45km/h fullys und dann würde auch weniger getuned.

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