09.02.2017

Klickies oder Flat Pedal - was ist für Pedelec Biker besser?

Wie im klassischen Bike Bereich, stellt sich die Frage nach dem idealen Pedal auch für Pedelec Biker. Da eMountainbikes mit einem Gewicht von um die 22kg deutlich schwerer sind als motorlose Bikes ist die Frage des richtigen Pedals mit speziellen Eigenschaften verbunden. Daneben spielt natürlich das persönliche Empfinden in Punkto Sicherheit und Gewohnheit eine entscheidende Rolle.

Schaue ich mich im Freundes- und Bekanntenkreis der Pedelec Biker um, so ergibt sich ein durchaus durchmischtes Bild was die Nutzung der einen oder anderen Pedalvariante angeht. Vielleicht lässt sich aber aus den Beobachtungen behaupten, dass zum einen der abfahrtsorientierte sowie der fahrtechnisch eher nicht so visierte Biker tendenziell eher zu Flat Pedalen neigt, also zu der Variante ohne feste Verbindung zwischen Fuß und Rad. Wobei dies nicht bedeutet, dass der Downhill Biker fahrtechnisch schlechter wäre. Es geht hier wohl primär um den Aspekt der Sicherheit in schwierigen Situationen.


Im Folgenden eine Auflistung der Eigenschaften des jeweiligen Pedals und dem damit verbunden Nutzen auf einem eMountainbike.

- Die feste Verbindung zum Rad, welche eine Klickie Kopplung mit sich bringt, ist für viele Ein- und Umsteiger zunächst ein befremdliches Gefühl. Das "Aussteigen" vom Klickie Pedal erfordert eine spezielle und leicht zu erlernende Technik. Dennoch ist sicherlich jeder der Klickies fährt schon einmal beim Anhalten zur Seite gekippt weil das Aussteigen aus irgendwelchen Gründen nicht so geklappt hat wie gedacht. Es kann also passieren, dass man im Stand samt Fahrrad einfach umkippt und sich dabei verletzten kann.

- Das Handling mit einem 22kg schweren, motorisierten Bike ist sicherlich einer der deutlichsten Unterschiede zum klassischen Bike. Durch das erhöhte Gewicht des Akkus auf dem Unterrohr liegend, sind Moves wie ein Bunny-Hop (Das Abheben mit beiden Rädern durch Abdrücken über das Hinterrad) gar nicht so einfach. Hier erleichtert das Klick Pedal das einfache Abheben des Bikes deutlich, da aktiv an den Pedalen gezogen werden kann. Bedeutet also, dass zum Rebound der Federelemente zusätzlich die feste Verbindung zwischen Biker und Rad das Abheben erleichtert.

- Beim Fahren unter schwierigen Bedingungen wie es beispielsweise Schnee und Schlamm mit sich bringen kann es häufig notwendig sein das Bein kurz und schnell vom Pedal zu nehmen um kleine stützende Korrekturen der Fahrt vorzunehmen. Vor allem die schweren Pedelecs erfordern hier hier viel Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen. Hier sind die Flat Pedale also deutlich im Vorteil, da reflexartig die Balance korrigiert werden kann.

- Ein weiterer Umstand mit welchem motorisierte, schwere Fullys zu kämpfen haben ist das mitunter tiefe Eintauchen des Hinterbaus beim Fahren durch das Gelände. Damit verbunden sind Aufsetzer der Kurbel oder je nach Schräglage und Hindernis des Pedals. Hier schaffen kleine Klickie-Pedale ohne Korpus etwas mehr Bewegungsfreiheit in Schräglagen. Sie ragen seitlich nicht so weit hinaus wie Flats und können so das Aufsetzten minimal reduzieren.

- Der Schuh an sich ist bei Klickie Modellen meist immer mit einer recht harten Sohle ausgestattet und ist zudem optisch weniger lässig zu betrachten. Fernab vom eigentlichen Einsatzort im Gelände läuft es sich mit den meisten MTB Schuhen ohne Klickie Einsatz deutlich bequemer und sicherer. Zudem sehen Flat Pedals Schuhe im Sneaker Stil einfach besser aus als die meisten Klickie kompatiblen Modelle.

- Sollte an der Mechanik zwischen Schuh und Klickie Pedal etwas defekt oder stark verschmutzt sein, kann dies auf einer Tour ungemein nerven, wenn dann die feste Verbindung zwischen den beiden nicht mehr gewährleistet ist. Je nach verwendetem Klickie Pedal findet man kaum noch festen Halt beim Pedalieren. Ein Defekt zwischen Pedal und Schuh bei den Flat Modellen gibt es nicht, da müsste dann schon das ganze Pedal abfallen.

- Wer ständig mit einer festen Verbindung fährt, gewöhnt sich im Laufe der Zeit eine saubere Fahrtechnik an. Es schult also den sicheren Umgang mit einem Bike, da brenzlige Situationen welche zu Stürzten führen können dringen vermieden und unbedingt gemeistert werden müssen. Zwar ist auch hier das Ausklicken für routinierte Biker ohne weiteres schnell möglich, dennoch verleiten Flat Pedale eher dazu die "Stützräder" auszufahren.

- Vor allem beim Hantieren im stark unebenen Gelände mit einem schweren Bike besteht die Gefahr des Verrutschens der Fußposition auf dem Flat Pedal. Hier kann es dann erforderlich sein, dass Pedal immer wieder leicht zu entlasten um zurück zur gewohnten Position zu kommen. Dies kann den Fahrfluss und die Konzentration auf das Gelände ungemein negativ beeinflussen. Mit einer festen Verbindung bleibt die Position des Fußes auf dem Pedal immer gleich.

- Worüber man sich sicherlich streiten kann, ist die Effizienz des Tritts. Subjektiv betrachtet ist es aber sicherlich so, dass eine feste Verbindung zwischen Pedal und Fuß zu einem runderen Tritt und damit zu mehr Vortrieb führen. Nach Überschreiten der Totpunkte (obere und untere Position der Kurbel) lässt sich mit einer festen Verbindung doch noch durch Ziehen am Pedal etwas mehr Kraft übertragen.


Klassisches Flat Pedal

Minimalistische Klickie Pedale ohne Korpus




Persönliche Erfahrung:
Persönlich bin ich früher, zu Zeiten der Fortbewegung auf einem klassischen, motorlosen MTB, immer mit Flat Pedalen gefahren. Die Freiheit welche diese boten und die bequemen Schuhe (Vans XLC & FiveTen) hatten einen hohen Stellenwert.
Seitdem ich jedoch auf dem Mountainpedelec die Trails hier im Südschwarzwald unsicher mache erfolgte damit einhergehend schnell der Umstieg auf Klickies.
Ausschlaggebend hierfür war primär das hohe Gewicht und das damit verbundene erschwerte Handling eines eMountainbikes.
Im Laufe der Zeit ergaben sich zahlreiche, neue und  positive Erkenntnisse, wie die Vorteile eines sicheren, fixierten Standes auf dem Rad sowie die Verfeinerung der Fahrtechnik.


Pedale wie die FUNN MAMBA verbinden Plattform Variante mit Klickie System







Wie sind eure Erfahrungen und welches System bevorzugt ihr?



9 Kommentare:

  1. Deine Erfahrung ist interessant, bei mir war es genau umgekehrt. Mut dem normalen Mtb bin ich seit 25 jahren erst mit Körbchen, dann mit Sraps und später mit Klickies gefahren. Leider versaut das die Technik beim Bunny-Hop, aber egal. Der größe Vorteil war dabei die Überwindung des Totpunktes durch das ziehen am Pedal.
    Erst mit dem eMtb bin ich auf Flats umgestiegen, da der Totpunkt mit dem Nachlauf des Motors überwunden wird. Auch liegt das schwere eMtb so satt auf dem Trail, daß die festere Verbindung mit dem Klickie für mich nicht mehr viel Vorteile brachte. Der schnelle Ausstieg und festere Stand an steilen und verblockten Abstiegen war mir wichtiger.
    Schwer war es nur, sich nicht wie gewohnt(beim falschen Bunny-Hop oder beim Springen)von den Pedalen abzudrücken, daß hat zu mach brenzliger Situation dank Pedalverlust geführt.
    Wichtig für die Betrachtung finde ich noch, daß das, wenn auch geringe Drehspiel in den Klickies, besser für die Knie ist. Mit Flats und passenden Schuhen ist der Fuß stark fixiert und muß öfter mal umgesetzt werden, damit es nicht zu Knieproblemen kommt.

    Gruß joerghag

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    1. Dass mit dem Nachlauf des Antriebs und dem damit verbunden überwinden des Totpunktes hatte ich so nicht bedacht, klingt aber logisch und nachvollziehbar.

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  2. da kann ich mich joerghag nur anschließen, bei mir war es ebenfalls umgekehrt. von MTB mit Klicks auf eMTB und Flats. aus sehr ähnlichen gründen wie joerghag.

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  3. Fahre seit bestimmt 20 Jahren nur noch Shimano Klickies. Einen kurzen Versuch, beim Giant Reign X1 mit Flat zu fahren, gab ich dank schnell einsetzender Knieprobleme auf. Wie schon geschrieben, die kleine Bewegungsfreiheit beim Kurbeln ist nicht zu unterschätzen.

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  4. Hallo,

    eigentlich bin ich, seit es Klickies gibt damit unterwegs.Ich habe mal kurz über Flats im Winter nachgedacht, aber sein lassen.
    Hatte halt aus der Kinderzeit noch negative Erfahrung mit seitlichem Abrutschen und anschließendem Nähen beim Arzt.

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  5. da ich immer Clickies gefahren bin (MTB und Rennrad) wollte ich nicht (ganz) darauf verzichten und hab´ mir schon vor ca. einem Jahr ein Pärchen FUN Mamba gekauft, nachdem sie hier im Blog beschrieben waren.
    Als meine bessere Hälfte, die auf dem MTB schon immer Clickies fuhr diese auch wieder haben wollte, wurde ich beim "Händler meines Vertrauens" fündig. Dort gibt es fast identische Pedale, die von CUBE vertrieben werden zu einem erheblich günstigeren Preis.
    Somit liegt bei uns die Wahrheit in der Mitte: eine Seite einklicken und auf der anderen ein flat-pedal.

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  6. bei mir auch: von Clicks auf Mtb zu Flats auf eMtb -> ist in technischen Trails und scatchy landings einfach sicherer hab ich festgestellt

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  7. ein großer Nachteil von Flats auf einem eMtb ist allerdings die Größe bei der wenigen Bodenfreiheit - hab schon auf kürzere Kurbeln gesetzt und mir trotzdem schon die 3 davon geschrottet, da ich in Kurven beim treten mit den Pedalen aufgesetzt habe

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  8. Also als Pedelec-Biker fuhr ich 6000 km lang mit den Acros A-Flat XL, 120 mm breit x 110 mm lang, nur weil mein rechter Fuß die Neigung hat, ein wenig nach außen zu bleiben.
    Auf alle Fälle sind breite Pedalen besser für lange Touren, der Fuß darf seine Lage leicht verändern, was entspannend wirkt.

    Aber das Experiment mit einem Moulinex ist nun für mich passé, da ich es wieder verkauft habe.
    Ich werde zum dritten Mal den nächsten Sommer "on my own" den Nordkapp mit einem Muskelrad bezwingen. Diesmal mit einem Stevens P18 Lite mit Pinion 18 und Gates Riemen. Es wiegt 14,8 trocken und Werkzeuge und Ersatzteile brauche ich nicht mehr. Nicht mal Kettenöl.

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