12.09.2015

Bosch Nyon - Individuelle Fahrmodi

Auch wenn es bei uns in den letzten Monaten etwas ruhiger um das Bosch Nyon Display geworden ist, bedeutet dies nicht, dass wir es nicht mehr nutzen.

Seit dem letzten Update vor einigen Wochen hat sich der Multifunktionscomputer weiter positiv entwickelt.

Aktuell wollen wir hier die Premium Funktion um die Individuellen Fahrmodi kurz vorstellen und dabei vier Profile zeigen, welche bei uns Verwendung finden.




Was war das Gejammer in den einschlägigen Foren seiner Zeit groß, als das Intuvia 2013 mit seinen vier Unterstützungsstufen das alte HMI System mit denen bis dahin 12 (4 Hauptstufen unterteilt in je drei weitere) unterschiedlichen Unterstützungslevel  abgelöst hat.
Viele Pedelec Biker seiner Zeit konnten sich nicht vorstellen, mit nur vier Stufen das System effizient zu nutzen. Es wurden Rufe laut, welche eine individuell Einstellmöglichkeit der Unterstützungsstufen forderten.

Mit der Einführung des Bosch Nyon war eine der ersten Premium Funktionen die sogenannten "individuellen Fahrmodi". Mit dieser kostenpflichtigen Erweiterung war es nun möglich eigene Motorkennlinien anzulegen. Anstatt der klassischen Stufen ECO, TOUR, SPORT und TURBO gab es also nun vier individuelle Profile von eins bis vier durchnummeriert.

Dabei können in jedem Profil vier Punkte festgelegt werden. Die Punkte sind in Reihe angeordnet und beschreiben bei welcher Geschwindigkeit wie viel zusätzliche Kraft der Motor dem Biker beim pedalieren zur Verfügung stellt. Sowohl die Geschwindigkeit als auch die Leistung sind also nach den eigenen Wünschen anpassbar.

Wie sich unserer Erfahrung nach gezeigt hat, ist das sinnvolle Einstellen der Kennlinie gar nicht so einfach. Man sollte sich von Grund auf im klaren sein, welches Ziel man auf der Fahrt mit dem Pedelec verfolgt und wie dabei die Erwartungen an die Funktionsweise, womöglich unter Berücksichtigung der Effizienz, sein sollen. Dies erfordert eine gewisse Grunderfahrung bei der Verwendung eines eBike System, welche aber jeder Fahrer einfach über die Verwendung der vier oben genannten Grundstufen erwerben kann.

Anhand von vier Fallbeispielen wollen wir hier nun die dazu passenden Kennlinien vorstellen.


Touren
a - 0km/h, 290%
b - 5km/h, 215%
c- 10km/h, 175%
d - 20km/h, 120%


















Für die Nutzung auf Touren bevorzugen wir ein schnelles und zügiges anfahren. Vor allem mit viel Gepäck am Rad ist viel Leistung beim losfahren hilfreich. Die Kennlinie wandert dann eher Flach an die Grenze von 25km/h. So bleibt bei Steigungen immer noch genug Motorleistung um ein Mindestmaß an Trittfrequenz halten zu können. Je nach Schaltsystem und damit verbundener Übersetzungsbandbreite sollten die 10km/h bergauf nicht unterschritten werden. Zum Ende hin ein recht großes Feld um nicht ständig an der 25km/h Begrenzung zu hängen, besser etwas darunter und dafür mit gleichmäßiger Untersützung.
Sicherlich nicht die effizienteste Ausrichtung, routinierte Fahrer können probieren die gesamte Kurve noch um etwa 50% abzusenken.



Mountainbike
a - 0km/h, 200%
b - 7km/h, 120%
c - 11km/h, 50%
d - 24km/h, 130%


















Wer viel in den Bergen fährt braucht beim Antritt im steilen Gelände zu Beginn möglichst viel Power.
Daher gleich zu Beginn an der 0km/h Grenze eine ordentliche Leistung von 200%. Dies reicht locker aus um im steilen Gelände zu starten. Da der Bosch Antrieb die Kraft aus dem Bein sehr gut erfassen und wohl dossiert verstärken kann bleibt das Bike hier sehr gut beherrschbar. Volle Leistung zuzuschalten würde ganz am Anfang nichts bringen, da ein Elektromotor eine gewisse Drehzahl benötigt um die volle Leistung zu entfalten.
Bis zu 11km/h lassen wir die Kurve ordentlich abfallen - 11km/h ist eine Geschwindigkeit mit welche man steile Abschnitte über längere Zeit fahren kann - um den sportlichen Character zu betonen nur mit 50% zusätzlicher Leistung.
Sollte die Puste ausgehen und/oder es steiler werden so dass man langsamer wird erfolgt an Punkt B mit 7km/h Entlastung mit immerhin noch 120% Schub.
Für rasante Abfahrten bringt es einfach Spaß zusätzlich eine ordentliche Portion Schub zur Verfügung zu haben. So lassen sich auch kurze Gegenanstiege ohne großen Geschwindigkeitsverlust fahren.
Insgesamt eine recht effiziente Kennlinie, welche vom Fahrer mitunter eine ordentliche körperliche Leistung fordert.



Urban
a - 0km/h, 290%
b - 5km/h, 150%
c- 10km/h, 75%
d - 20km/h, 120%


















Start- Stop Betrieb ist eines der markantesten Eigenschaften beim fahren auf städtischen Strecken. Daher volle Leistung von Anfang an um sich bei Ampelstarts absetzen können. Da der Start meist in der Ebene beginnt, erfolgt schnell eine hohe Trittfrequenz. Daher nehmen wir recht schnell auch wieder Druck raus, um die Schaltvorgänge weicher zu gestalten. Dies schont vor allem die mechanische Beanspruchung von Kettenschaltungen.
Um dann mit dem klassischen motorlosen Fahrradverkehr gut mitschwimmen zu können haben wir bei 20km/h lediglich 120% Leistung. Gefolgt von einem breiten Feld bis zum aussetzten der Unterstützung an der gesetzlichen 25km/h Grenze. Auf hoch frequentierten Radwegen mit vielen klassischen Rädern beträgt die gefahrene Geschwindigkeit meist nicht mehr wie 20km/h.
Wer bereits eine der neuen integrierten automatischen Schaltungen (NuVinci HSync oder SRAM DD3 Pulse) nutzt, kann die Kennlinie etwas gleichmäßiger und mit weniger Motorkraft anpassen - dies schont den Akku.



Speeda - 0km/h, 100%
b - 7km/h, 200%
c- 14km/h, 250%
d - 24km/h, 275%


















Schnell auf Top Speed lautet die Devise. Es wäre wohl am einfachsten die Punkte a-d bei voller Leistung anzusiedeln. Wir berücksichtigen bei der Beschleunigung  das Schaltwerk der Kettenschaltung. Daher eine etwas weicheren Verlauf der Linie bis zur vollen Leistung bei 25km/h.


Fazit:
Dies sind nun einige Beispiele, basierend auf den Erfahrungen unter den genannten individuellen Anforderungen. Vielleicht dienen sie dem ein oder anderen als Orientierung um die Kennlinie an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Die Möglichkeit eigene Kennlinien zur Motorunterstützung erstellen zu können bietet eine gewisse Form von Freiheit. Diese muss aber auch mit Bedacht eingestellt werden, sonst kommt unterwegs auf dem eBike schnell Frust auf weil die das System nicht das liefert was den Anforderungen entspricht. Hat man für sich aber eine passende Einstellung gefunden, so kann man beispielsweise eine komplette MTB Tour auf einer Individuellen Stufe fahren.



7 Kommentare:

  1. Hallo,
    nutze die Individuellen Fahrmodi schon länger und habe aufgrund eures Berichtes festgestellt, daß ich diese total falsch nutze. Ich dachte 1 wäre die Einstellung für ECO, 2 für TOUR, 3 für SPORT usw. Habe euren TOUR-Vorschlag jetzt unter 3 gespeichert und frage mich nun, wie ich ihn nutzen kann, denn wenn ich die APP am Smartphone öffne, erscheint jedesmal 1.

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    1. Zunächst im Nyon in die individuellen Fahrmodi wechseln, dann dort mit +/- an der Lenkerfernbedienung auf das dritte Profil wechseln. Dann sollte das dritte Profil aktiv sein.
      Bist du im klassischen Stufenmodus lässt sich über +/- wie bekannt ECO, TOUR etc. schalten.

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  2. Hallo,
    habe versucht, die individuellen Fahrmodi am Nyon zu aktivieren, dann kam Fehler 531, bitte kontaktieren sie ihren Händler? Motor unterstützt seither nicht mehr. Ist euch dieser Fehler vielleicht auch bekannt?

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    1. Solch ein Fehler hatten wir noch nicht.
      Ist die aktuelle Software auf Nyon?
      Am besten zum Händler und dort ein Update machen lassen. Es sind wohl Fälle bekannt, bei denen der Fehler 531 im Zusammenhang mit einer älteren Software steht.

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  3. Guten Morgen,
    vielen Dank für den Tipp mit der neuen Software. Jetzt funtioniert es und ich kann dank euerer Hilfe endlich die individuellen Fahrmodi testen.

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  4. Hallo

    Vielen Dank für diesen sehr guten Artikel. Mich interessiert die Kennlinie für Touren am meisten, weil ich oft Touren im hügeligen Gelände fahre. Ich möchte eine automatisch geregelte Unterstützung welche mir erlaubt, ohne die Unterstützung manuell zu schalten mit 90 Watt Tretleistung auch steile Aufstiege zu meistern. Auch die Effizienz ist wichtig, wenn ich bis 70 km und 1000 Höhenmeter mit einem Powerpack 500 fahren will.

    Ich habe nun die obige Kennlinie für Touren als Ausgangsbasis genommen. Im Blog steht: "Sicherlich nicht die effizienteste Ausrichtung, routinierte Fahrer können probieren die gesamte Kurve noch um etwa 50% abzusenken."

    Ich möchte in diese Richtung gehen. Wie könnten in diesem Fall die Punkte der abgesenkten Kennlinie aussehen?

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    1. Einfach mal die ganze Kurve absenken und sehen wie es sich anfühlt und was die Reichweite macht.
      Dies könnte dann so aussehen:
      a - 0km/h, 180%
      b - 5km/h, 120%
      c- 10km/h, 100%
      d - 20km/h, 60%
      Ich habe die Tourwerte in diesem Beispiel etwas reduziert, ohne jedoch die Charakteristik der Leistungsspanne zu verändern. Letztendlich muss die minimale Leistung so gewählt werden, dass sie im Einklang mit der körperlichen Leistung steht.

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