16.02.2018

Testbericht Focus Jam² Plus Pro 27,5‘‘


 Eleganz, klare Designsprache, ein leistungsstarker eMTB-Motor und eine durchaus ansehnliche Ausstattung: Das Focus Jam2 Plus Pro. Auch ich war von der Optik und der technischen Ausstattung dieses eFullys angetan und wollte es unbedingt testen und so kam es, dass ich im letzten Herbst einige Stunde auf diesem – ja, Ausstattung und Preis lassen diesen Begriff durchaus zu – Premium-eMTB verbracht habe. Ob es meine Erwartungen erfüllt hat, sage ich euch jetzt.



Das Focus Jam2 Plus Pro mit 27,5‘‘-Bereifung ist ein vielseitiges eMTB, denn harte Trails und steile Anstiege machen ebenso viel Spaß, wie lange ausgedehnte Touren. Grund dafür ist der leistungsstarke Shimano-Motor und die gestreckte Sitzposition, in der man auch längere Zeit bequem auf dem Sattel verbringen kann. Kurz gesagt: Dieses Pedelec ist für alle sportlich orientierten Menschen gemacht worden.

Die Sitzposition auf dem Focus Jam2 Plus Pro

Bei meiner Körpergröße von ca. 180 cm und eher kürzeren Beinen, fahre ich die Rahmengröße M (44cm). Hier ist die Sitzposition für mich sehr angenehm. Für Leute mit längeren Beinen bei gleicher Körpergröße, könnte das Oberrohr vielleicht etwas lang (60,2cm) sein, man sitzt dann also gestreckter. Für mich war die Position allerdings ideal. Dem Trend nach immer breiteren Lenker läuft man bei diesem Bike erfreulicherweise nicht nach. Der Lenker war mit 76 cm optimal. Meine Arme waren immer leicht angewinkelt und die volle Kontrolle über das Rad hatte ich auch. Der serienmäßige Trail Saddle war, na ja, was soll ich sagen, jeder A…sch ist anders. Auf meinen passte er nicht so.

Also habe ich das Focus etwas modifiziert. Ich habe den Sattel gegen meinen heißgeliebten SQ-lab 611 getauscht und meine XTR SPD Pedale montiert. Mit diesen Klick-Pedalen war ich aber nicht glücklich, da ich häufig „hängen geblieben“ bin. Eine gute Alternative fand ich aber in den Plattformpedalen von NC-17, mit den ich mich viel wohler fühle.



Verarbeitung, erster und zweiter Eindruck

In der Einleitung habe ich von „Premium“ gesprochen. Auch wenn ich dieses Wort nicht mag, trifft es in Bezug auf das Focus Jam2 Pro Plus den Nagel doch auf den Kopf. Die Verarbeitung ist sehr gut, auch im Detail. Alle Schweißnähte sind gleichmäßig in Schuppung und der Breite. Die Designsprache mit dem wirklich geschickt und unauffällig integriertem Akku ist natürlich Geschmackssache, meinen hat sie aber getroffen. Ihr seht also, alleine das Betrachten des eBikes begeistert mich, allerdings habe ich auch schon nach einigen Fahrten einen kleinen Minuspunkt feststellen können. Denn auch wenn die Lackierung wirklich hochwertig ist, könnte sie doch schlagfester sein. Grund für kleine aber deutlich sichtbare Steinschläge ist, dass Focus auf eine Pulverbeschichtung verzichtet hat. So werden zwar einige Gramm Gewicht eingespart, man muss sich aber mit kleinen „Makeln“ anfreunden.

Die Highlights des Focus2 Plus Pro
Auch wenn mich das Design des Bikes begeistert, würde ich die Highlights des Bikes aber dennoch mehr in der technischen Ausstattung, als in der optischen Gestaltung sehen: Der eMTB-Antrieb E8000 schiebt mit bis zu 70 Nm nach vorne, ob Uphill oder Downhill. Das Ansprechverhalten ist auch an steilen Anstiegen top und die Abschaltung bei 25 km/h ist seit dem letzten Update deutlich smoother geworden. In Kombination mit der Shimano XT Di2 harmonisiert der Motor perfekt. Was ich an dieser Kombination auch echt klasse fand: Der ergonomisch geformte Schalter der Di2 ist baugleich zu dem Modus-Wahlhebel des E8000. Keine Umgewöhnung, sondern intuitive Bedienung.


Focus Jam2 Plus Pro: Fahrgefühl

Auf meinen Touren habe ich alle möglichen Streckenabschnitte im bergischen Land befahren: MTB Strecken mit Anfahrt über befestigte Straßen, Waldautobahnen und Singletrails mit technisch anspruchsvollen Streckenabschnitten und steilen Bergaufpassagen, sowie extreme Abfahrten mit kleineren Drops (1-1,5 m). Dabei kann ich jetzt im Nachhinein keine Situation benennen, in der das Bike schlechte Fahreigenschaften gezeigt hätte – im Gegenteil: In Bergabpassagen vermittelt das Bike sehr großes Vertrauen durch das gute Fahrwerk und die Plus-Bereifung. Man kann einfach laufen lassen, das Ding bügelt fast alles glatt! Generell hatte ich überhaupt nicht das Gefühl auf einem eMountainbike zu sitzen, das Fahrgefühl entspricht tatsächlich eher dem, eines „normalen“ Mountainbikes, der guten Gewichtsverteilung sei Dank.

Auf sehr verwinkelten und engen Trails hätte ich mir manchmal etwas mehr Handlichkeit gewünscht. Vielleicht stelle ich mich jetzt ins Abseits, aber das „super spielerische handling“ von dem alle bei diesem e-Bike sprechen, habe ich (wenn auch nur selten) etwas vermisst. Ein etwas steilerer Lenkkopfwinkel würde hier wahrscheinlich schon Abhilfe schaffen. Verblockte Singletrails bergab – das war das Element, in das ich mich mit dem Focus2 Plus Pro am liebsten begeben habe!
Mein schönstes Erlebnis auf dem Focus Jam war aber, als ich einen sehr steilen und felsigen Aufstieg hinter mich gebracht hatte, den ich zuvor mit noch keinem anderen eMTB geschafft hatte. Ich hatte den optimalen Punkt zwischen Gewichtsverlagerung und Traktion gefunden - Dieses Bike ist definitiv ein Uphill-Künstler!

Die 140 mm an der Rock Shox Gabel und dem Dämpfer sind optimal für ein AllMtn-eBike. Sie arbeiten unauffällig, leisten sehr gute Arbeit und sind vielseitig einstellbar. Sensibel bei dem kleinsten Hubbel, flowed das Bike durch verwinkelte Trails. In extremen Downhill-Sequenzen ist das Fahrwerk allerdings schnell überfordert, aber es ist ja schließlich auch kein Enduro-eBike!
Motor und Schaltung ganz einfach über die App konfigurieren – brauch man das wirklich?
Mit dem System-Update des E800 im letzten Jahr kann nun jeder ganz einfach über die App die Leistungsstufen des Antriebs und die Shimano Di2 konfigurieren, also an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Die App ist super übersichtlich und funktioniert zuverlässig. Trotzdem muss ich sagen, dass ich seltener von diesen Funktionen gebrauch gemacht habe, als ich es erwartet hätte. Mir reichte beim Fahren in der Regel der Trail Modus, der durch seine dynamische Unterstützung ein so breites Leistungsspektrum abdeckt, dass ich nichts weiter anpassen musste.

Die Wahl der Shimano XT Di2 in diesem eMountainbike ist für mich die absolut richtige! Die Entfaltung vorne 34 Zähne und hinten 11fach (11-46) passte immer. Die Bedienung ist intuitiv und darüber hinaus sind die Einstellmöglichkeiten über die App enorm. Im Multi-Shift-Modus kann die Anzahl der Gänge beim Gangwechsel definiert werden und was ich besonders praktisch fand, war die einstellbare Schaltgeschwindigkeit. So konnte ich die Gangwechsel meiner Trittfrequenz anpassen und pedalierte immer gleichmäßig und ohne Abbrüche.

Mein Schlusswort zum Focus Jam2 Plus Pro

Insgesamt ist das Focus Jam2 Plus Pro ein geiles Spaßbike auf dem Trail, Uphill und auf langen Offroad-Touren. Ein Bike, das viel Selbstvertrauen vermittelt, da es immer unter Kontrolle ist. Die Ausstattung ist hochwertig, die Geometrie durchdacht und die Optik gehört für mich zu den besten auf dem derzeitigen eMTB-Markt. Es tat mir wirklich in der Seele weh, mich von diesem Pedelec zu trennen…Aber was soll ich sagen – es gab da noch ein anderes eBike, das mich schon die ganze Zeit gereizt hat und in meiner Garage ist nur begrenzt Platz. Ich sage bye bye Focus Jam und Hallo Giant Full-E, von dem ich natürlich auch ausführlich berichten werden!




 Vielen Dank an e-motion für die Möglichkeit, dieses knackige e-Bike zu testen!



Lust auf das Focus Jam2 Plus Pro bekommen? 

Zuletzt aktualisiert am 06.02.2018

Verfasst von Cornel Blum

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