20.04.2016

Erfahrungen mit dem SPECIALIZED TURBO LEVO FSR Expert 6Fattie

In unserem heutigen Gastbeitrag stellt uns Thomas Franck das neue Mountainpedelec aus dem Hause Specialized vor.
Einigen Lesern des pedelec-forum.de ist Thomas sicherlich eher bekannt unter dem Namen OldMan54.
Dort ist er mit seiner langjährigen Erfahrung im klassischen und elektrifizierten Mountainbikesport eine tragende Säule wenn es um nützliche und informative Beiträge geht.

Daher freuen wir uns, dass er seine Erfahrungen mit dem neue TURBO LEVO FSR in der mittleren "Expert" Ausstattungsvariante hier beschreiben wird.


OldMan54 stellt sich vor:
Ende der 80iger kaufte ich mein erstes Mountainbike, es war von Peugeot mit Stahlrahmen, Tange Prestige Rohr, besaß die erste XT Gruppe mit Daumenschalthebel und wenn ich mich recht erinnere hatte es 21 Gänge. Der Rahmen hatte meinem Fahrstil nicht viel entgegenzusetzen, nach etwa 3 Monaten riss das Sattelrohr...
Es folgten diverse Bikes, Titan, Carbon, Alu, Stahl, Hardtails, Fullys  - alles war dabei. Torbole und Riva wurden meine zweite Heimat wo ich mich viel austauben durfte. Ich wollte alles Fahren, Geschwindigkeit war egal, oft wäre Schieben schneller gewesen, aber darum ging es nicht.

Oldman54 am Lago di Garda - etwa Anfang der 90iger





Meine Wurzeln liegen im Motorrad Trial, da ist Durchzug wichtiger als Leistung, dies hat mich geprägt.
Trial Sport war seiner Zeit richtig groß und populär

So kam ich zum TURBO LEVO
Zeitsprung - Nach 2 Jahren und 3500 km Centurion E-Fire reizte mich doch wieder ein MTB.
Ich testete alles mögliche, aber der Funke wollte nicht so richtig überspringen.
Die ersten Berichte und Bilder vom Turbo Levo faszinierten mich, ein Bike aus einem Guss, mit einer Bereifung die mich an meine Trial Zeit erinnerte. Die Kombination 100 kg Fahrer und starker Motor hatten bei mir schon mehrfach den Eindruck erweckt, dass die normale Bereifung etwas überfordert ist.
Oktober 2015 konnte ich ein Testbike das Wochenende über fahren. Die Motorabstimmung sagte mir zunächst nicht zu, da kaum Eigenleistung erforderlich. Mit dem Fahrwerk kam ich sofort klar, die mittelfetten 3.0“ Reifen waren mein Ding. Früher hüpfte ich Treppen hoch, mit dem Levo konnte ich die fahren, hatte was!

mit dem neuen TURBO LEVO im Einsatzgebiet

Der Blick in die Preisliste bringt einem durchaus ins Grübeln, für den Preis von 6499,00€  gibt es schon nette Motorräder, wenn auch nicht von Specialized ;). Ich entschied mich für die mittlere Ausstattungsvariante "Expert", in erster Linie wegen dem 504Wh Akku und der wertigeren Gabel.

Die Ausstattungsvarianten detailliert im Vergleich



Den Winter über gewöhnte ich mich mit einem Specialized Fuse an die 3.0“ Bereifung, im März war es dann soweit, das Bike stand im Shop. Vorbau, Lenker und Sattel gewechselt, dass ist eben Individuell, zum Schrecken der Youngster Bar Ends montiert, da bin ich eben Old School.




Bei der Einstellung des Fahrwerks orientierte ich mich am Fahrerhandbuch, Federbein hat Autosag, passt für mich ohne nachträgliches korrigieren.
Das Fahrwerk empfinde ich im positiven Sinne als unauffällig und hat gewaltige Reserven. Bergauf bewirken die blauen Druckstufen Hebel an Gabel und Federbein eine sehr wirksame Beruhigung des Bikes ohne dass komplett blockiert wird, dies gefällt mir sehr gut.

Dämpfer mit Auto-SAG (Negativfederweg)

Druckstufenregelung... 

und Zugstufenregelung an der Gabel



Die Integration des Akkus und des Brose Mittelmotor in den Rahmen ist technisch und optisch sehr gelungen. Ein Bike ohne entnehmbaren Akku ist für mich ein no-go, beim Turbo Levo aber kein Problem da einfach aus dem Unterrohr zu entnehmen. Etliche Details wie Zugverlegung, Sensor und Magnet sind ideal geschützt, zeigen hier wurde nicht einfach nach Schema-F nachgebaut, sondern innovativ konstruiert.

Magnet zur Übermittlung des Geschwindigkeitssignal befindet sich der Scheibenbremsenaufnahme




Selbst der Geschwindigkeitssensor ist in die Strebe integriert. 


Ein nettes Zubehör ist das integrierte SWAT Tool (ab Expert)

viele Detaillösungen wie hier schön zu sehen

integriertes Boardwerkzeug



Nein, nicht alles ist perfekt, aber etliches nahe dran. In der Zwischenzeit hatte ich die Speci App auf das Smartphone geladen, die erste Verbindung mit meinem Bike ergab, was ich vermutete, so ziemlich alle Schieber rechts am Anschlag auf voll Power. Das änderte ich direkt im Shop, auf Details zur App, Koppeln mit Garmin etc. gehe ich in einem weiteren, 2. Artikel detailliert ein.

Schon die erste Fahrt mit dem eigenen Bike bestätigte, man kann die Motorcharakteristik und Leistungsentfaltung des Brose sehr weitreichend anpassen. Stufe Null gibt es (noch) nicht, wer ohne Unterstützung fahren will, was ich sehr oft mache, muss das System am Akku abschalten.
Knopf zum Ein- und Ausschalten des eBikes Systems. 
Die Dioden signalisieren den Ladezustand des Akkupack.


War ich bislang mit dem Bosch Performance unterwegs bestand eine auffällige Umstellung aus der aufgeräumten Lenkeroptik. Kein Boardcomputer mit Tachoanzeige ziert das Bild, es erinnert und orientiert sich stark am klassischen MTB. Mit etwas Skepsis testete ich die drei Unterstützungsstufen, beim Bosch damals schaltete ich relativ oft zwischen Null, Eco und Tour hin- und her.


Dieses Bike lässt sich ohne Motor ausgesprochen gut bewegen, trotz des erhöhten Gewichts auch in leichten Steigungen. Klar gut, 23kg sind spürbar, aber auch die Bereifung läuft erstaunlich leicht, obwohl es kein klassisches 29er ist. Unterstützungsstufe Eco mit 20% erwies sich in mindestens 80% der Strecke als ausreichend, höher schalten eigentlich nur in anspruchsvollen Trail Passagen, wenn bergauf nötig.

Die höchste Stufe Turbo, bei mir auf 65% eingestellt, nutzte ich bisher nur in Ausnahmefällen wenn es steil Bergauf geht wie Beispielsweise das Bergauf fahren von Treppen oder sonstige Spielereien. Der Motor arbeitet gefühlt unauffälliger als ein Bosch CX, unterstützt über eine sehr breite Trittfrequenz und kommt mir etwas leiser vor. Wie beim Bosch ist die Akustik belastungsabhängig. Die maximale Leistung des Brose liegt meiner Meinung nach deutlich unter der eines Bosch CX. Die üblichen bergauf in höchster Stufe „Rennen“ sind nicht die Stärke des Brose, eher knackige Trails, wo es auf Traktion ankommt.



Eine Anmerkung zur Sattelstütze, die Command Post IRcc muss einmal auf die korrekte Höhe im Rahmen eingestellt werden.


Dabei muss unter Umständen der durch den Rahmen geführte Zug entsprechend raus- oder rein gezogen werden, sonst rastet die Stütze nicht sauber ein.
Zuerst Akku raus, Zug aus den Clips im Rahmen lösen, dann entsprechend durch das Führungsrohr etwas raus ziehen oder rein schieben.




Was gibt es zu meckern?
In höherer Unterstützung fällt auf, dass es keinerlei Schaltunterbrechung gibt, die hat beispielsweise der Impulse Antrieb perfekt, Bosch zumindest andeutungsweise integriert. Dies ist beim Gangwechsel mit markigen Schlägen verbunden, die sicher aufs Material gehen dürften. Dazu kommt, dass der Brose in den beiden oberen Stufen deutlich nachläuft. Das hat seinen Reiz, weil ich ohne Treten mit dem Hinterrad über Stufen oder Wurzeln fahren kann und dabei dennoch Vortrieb habe.  Die Übersetzung mit dem 32er Stahl Blatt vorne und 10-42 elffach hinten ist bergtauglich, ein 14er Ritzel (x2,5) auf dem Bosch entspricht immerhin 35 Zähnen.

Die Schutzplatte des Akkus hat einen Spalt zwischen Platte und Akkugehäuse, da setzt sich sofort Dreck und Schlamm etc. rein.


Ich habe das mit Silikon abgedichtet, funktioniert und hat keinen Einfluss auf die Temperatur des Akkus.



Die KMC Kette scheint nach Erfahrungen aus dem Forum etwas schwach dimensioniert. Daher empfehle ich die Shimano 11fach XT oder XTR, hält und schaltet sich perfekt.

Für welchen Typ Fahrer passt das Turbo Levo nun?
Wer eigentlich gar kein Pedelec möchte, aber doch die Vorzüge eines Motors nutzen will, der wird den Brose Mittelmotor lieben. Mit dem TURBO LEVO FSR gehen bergauf Abschnitte, die ohne Motor für die Masse von uns unmöglich zu fahren wäre locker an. Je schneller man fährt, umso mehr kommt die Qualität des Fahrwerks zur Geltung. Wer sich mit den 3.0“ Reifen nicht anfreunden kann für den gibt es einen passenden 29" Radsatz für das Levo


Weitere Links zum Thema:
- Und dann gibt es da noch das SPECIALIZED TURBO LEVO

5 Kommentare:

  1. Hallo,
    toller Bericht und auch eine tolle Geschichte des Fahrers.

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  2. OldMan 4 Präsident :D

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  3. Kerniger, kompetent geschriebener Bericht. Mehr Informationsgehalt als in manchem Fachjournal. Respekt, Danke und weiter so!

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  4. Ein sehr guter und informativer Bericht, der mir bei der Entscheidung für das Levo fsr geholfen hat bzw. wird.
    Die 2017 Modelle sind im Anmarsch.
    Danke Old man

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  5. Die Dreckritze um den Akkudeckel herum habe ich mit einem längs aufgeschnittenen 29er Schauch abgedeckt. Mit passender Länge und Zuschnitten an den richtigen Stellen läßt sich der Spritz- und Steinschlagschutz komplett am Unterrohr, dem Motor und der unteren Hinterbauschwinge herum ziehen und werkzeuglos montieren.
    Mit Fahrradschlauch und ein paar Silikon-Noppen aus dem Baumarkt (oder aktuell von Norma) läßt sich auch griffiges Tastenfeld für den seitlichen Motorschalter basteln, der auch mit dicken Winterhandschuhen hervorragend ertastet werden kann und bombig funktioniert.

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