18.03.2015

Schwacher Euro - Werden Pedelecs in Zukunft teurer?

In diesem Artikel wollen wir der Frage nachgehen, welche Auswirkungen der zunehmend "weiche" Euro auf die Preise von Elektrofahrrädern haben wird. Das es Preisschwankungen in den Wechselkursen zwischen Dollar, Euro und Yen gibt, ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Wenn wir die Bike Modelle von 2014 mit den Modellen von 2015 vergleichen wird deutlich, dass es hier noch möglich war Bikes mit besserer Ausstattung zum selben Preis anzubieten.


Ein schönes Beispiel herfür ist das Cube Stereo Hybrid 140 PRO (2014) und das RACE (2015) Modell. Beide Modelle kosten zum Zeitpunkt des jeweiligen Marktstart das gleiche. Beide Modelle haben im Prinzip den selben Rahmen, unterscheiden sich in der Ausstattung aber deutlich. Da die Bikes bereits eine ganze Zeit vor dem offiziellen Marktstart kalkuliert werden, richtet sich der Endpreis entsprechend der Gewinnberechnung unter anderem an den aktuellen Wechselkursen. So hatten wir Mitte 2013 etwa einen Wert von 1,35US$ im Verhältnis zu einem Euro, Mitte 2014 etwa 1,38US$. Dies bedeutet, dass Anbauteile welche in Dollar abgerechnet werden bei einem steigenden Eurokurs im Verhältnis zum Dollar günstiger eingekauft werden können.
Damit ist es den Herstellern auch möglich, die Ausstattung von einem Jahr zum anderen bei gleichem Endpreis zu verbessern. Voraussetzung hierfür war der steigende Eurokurs im Jahr 2014. Der Euro hatte damit sozusagen einen Mehrwert von 2013 auf 2014.


Tauchen wir etwas in die Hintergründe ein um besser zu verstehen:
Nun hat die Euro-Zone ja bekanntlich mit einigen hoch verschuldeter Mitgliedsstaaten und mit Staatsdefiziten zu kämpfen. In Folge dessen lahmt die europaweite Wirtschaft und das geplante Ziel, eine Inflationsrate knapp unter 2% zu bekommen wurde nicht mehr erreicht. (zuletzt wurde diese im Jahr 2013 erreicht).
Um der geplanten Inflationsentwicklung unterstützend zu wirken wurde in den vergangenen Jahren nach und nach der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB )gesenkt, aktuell ist dieser auf dem historisches Tief von 0,05% (04.09.2014) angelangt. Dies sollte Geschäftsbanken darin unterstützen günstiges Geld zu leihen um dieses dann an die Wirtschaft in Form von Kredite weiter zu geben. Wenn die Wirtschaft liquide ist hat diese auch bessere Möglichkeiten zu investieren. Die Folge ist niedrigere Arbeitslosigkeit und höhere Löhne. In letzter Konsequenz steigt die Inflation und die Waren werden teurer.

Nun hat diese Maßnahme leider nicht so gefruchtet wie erwartet. Nachdem der Europäische Gerichtshof am 14.01.2015 bekannt gab, dass der Kauf von Staatsanleihen durch die EZB unter bestimmten Bedingungen rechtens ist, kündigte EZB-Chef Draghi kurz darauf am 22.01.2015 an, bis Ende 2016 monatlich bis zu 60 Milliarden Euro zu investieren um Staatsanleihen und Wertpapiere aus den Euro-Ländern aufzukaufen.

Nachdem die Schweizer Zentralbank SNB sich am 06. September 2011 dazu entschieden hatte den Franken an den Euro zu koppeln, hob man die Bindung kurz nach der Entscheidung des EuGH am 15. Januar 2015 spontan auf.
Der Zusammenhang liegt nahe, dass die Schweizer Bikeschmiede BikeTec (Flyer) nach der Euro/Frankentkopplung die Preise daher am 07.02.2015 an die neuen Gegebenheiten im Euroraum angepasst hat. Bereits hier wird deutlich welche Auswirkungen ein Kursverhältnis unter den Währungen für den Käufer, also den Endkunden haben kann.

Beim Euro ist aktuell zu beobachten dass das Verhältnis zwischen Euro und US$ bereits in naher Zukunft das Verhältnis 1:1 erreicht haben könnte. Zum Zeitpunkt als dieser Artikel entstanden ist, waren wir mit einem Kurs von 1,05€ nicht mehr weit davon entfernt. Die oben bereits genannten Gegebenheiten werden jedenfalls ihren Teil dazu beitragen um den Euro im Verhältnis zum Dollar weiter zu "erweichen". Will man den Devisenanalysten der Deutschen Bank Glauben schenken, so sehen diese den Euro bei einem Kurs von 0,85€Cent im Verhältnis zum Dollar bis 2017.



Sollte diese Entwicklung also weiter voran schreiten, so wird der Zukauf von in US$ gehandelten Waren für den in Euro handelnden Produzent zunehmend teurer. Auf die Praxis bezogen kostet dann eine amerikanische Fox Federgabel oder ein in Taiwan gefertigter Rahmen in Euro mehr, obwohl sich am Produkt selbst kein Mehrwert ergibt.
Natürlich haben die Hersteller einen gewissen Spielraum was den Endpreis angeht. Dies können sie zum einen durch Absicherungen von Währungsschwankungen (z.B. Termingeschäfte) oder aber einfach in der Ausstattung des jeweiligen Modell regeln. Aufgrund der aktuellen Entwicklung gehen wir davon aus, dass die Pedelecs in der Masse zunächst nicht wesentlich teurer werden. Statt dessen wird man kosten an der Ausstattung sparen. Dies war wie Eingangs beschrieben bereits auch im Umgekehrten Fall zu beobachten.


Fazit:
Währungsschwankungen gibt es schon immer und haben auch eine gewissen Wichtigkeit. Allerdings sind die momentanen Verwerfungen mit einem Wertverlust gegenüber dem Dollar von knapp 23% innerhalb eines Jahres schon sehr ausgeprägt. Das Ziel der EU Politik ist klar, die Inflation muss steigen, Waren werden teurer.
Wer also auf Nummer sicher gehen möchte und sowieso mit einer Neuanschaffung eines Pedelec oder eBike  liebäugelt sollte noch 2015 zuschlagen. Aufgrund der Euroentwicklung wird es aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren kaum mehr Bike für das Geld geben. Entweder wird an der Ausstattung gespart werden um einen Preis zu halten oder der Preis wird sich einfach erhöhen. Von Händlern hören wir, dass viele beliebte Modelle und Rahmengrößen bereits vergriffen sind. Also auf zum Händler um das Ersparte in einen Sachwert anzulegen.

Wir hoffen mit diesem Artikel eine leicht verständliche Antwort auf die im Titel gestellte Frage, ob "das Pedelec in Zukunft teurer werden wird?" geben zu können. Über die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge könnte man wahrlich noch viel schreiben, gar einen ganzen Blog füllen. Doch dies soll nicht unser Thema sein - haben wir also Freude an der elektrischen Mobilität und genießen das Erlebnis in der Natur.

1 Kommentar:

  1. Hallo Will, nicht alles was du schreibst , kann ich unterstützen. Wechselkursschwankungen hat es immer gegeben, Inflation auch, aber die neuen Entwicklungen im EURO- Raum sind noch drastischer als man annimmt. Es wäre zu begrüßen wenn Deutschland sich an die im EURORAUM vereinbahrte Inflationsrate von 2% hält. Das machen sie aber nicht und haben sie auch in der Zeit des EURO noch nicht getan. Würden also die Löhne in Deutschland adäquat zur Produktivitätsentwicklung steigen,entwickelt sich die Inflationsrate erst einmal in die richtige Richtung,dann ist der jetzige Abschluss der Gwerkschaften ein Witz. Wenn aber die Löhne steigen, könnten die Konsumenten auch mehr Geld für Bikes ausgeben, ein angenehmer Nebeneffekt. Die Inflationsrate in Deutschland liegt so niedrig wie bei keinem anderen EU- Land mit vergleichbarer Produktivitätsentwicklung. Sollte der eine oder andere mehr wissen wollen, dann empfehle ich "Flassbeck economics". Euer Teutomann (Flyer RS- Fahrer)

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