12.09.2014

Abgerockt! - Unterwegs mit dem neuen Flyer Uproc 6

Bemerkenswert, welche eMountainbikes der Schweizer Traditionshersteller Flyer hier gezaubert hat. Bereits auf der Eurobike vor einigen Wochen stach uns die neue Uproc Serie mit seinem Top Modell Uproc6 ins Auge. Nun hatten wir die Möglichkeit ein Vorserien Modell des Uproc 6 auf den Trails um Zürich ausgiebig zu fahren.
Wird das Uproc also halten was die Theorie verspricht?



Mit der Topversion des Uproc 6 hat Flyer ein eMTB auf die Beine gestellt, welches 2015 seines gleichen sucht. Wir bereits in unserem ersten Artikel zu diesem Bike beschrieben, verfügt dieses neue Bike über jede Menge durchdachter Details gepaart mit allerlei technischen Instrumenten. Insgesamt ist es stark in Richtung Enduro ausgelegt, was sich bereits in der Praxis auf der ersten Abfahrt bestätigt.

Eines der auffälligsten Merkmale auf den ersten Blick sind die unterschiedlichen Laufradgrößen. So rollen die Schwalbe Hans Dampf Gummis auf robusten DT Swiss EX 1501 Spline Laufrädern - im Heck in der Größe 26", in der Front auf 27,5". Weitere Blickfänger sind der neue Nyon Boardcomputer von Bosch sowie die Shimano Saint Bremsanlage.

Schöner linearer Übergang zwischen Oberrohr und Sitzstrebe. 


























Die Kettenstrebe liegt frei, da sie über den oberen Kettenverlauf gezogen wurde. Der Hauptlagerpunkt der Kettenstrebe konnte aufgrund des neue Bosch Performance Motor deutlich weiter in das Zentrum gesetzt werden. 


























Kommen wir aber zu unseren Fahreindrücken aus der Praxis.
Durch die unterschiedlichen Laufradgrößen wirkt das Uproc beim ersten Aufsteigen etwas hecklastig. Dies macht sich besonders dann bemerkbar, wenn die variable Sattelstütze RockShox Reverb komplett runtergefahren wird. In dieser Position machen sich bereits die Enduro Gene bemerkbar.
Da vor jeder Abfahrt aber zunächst die Fahrt bergauf ansteht, wird die Sattelhöhe mittels Lenkerfernbedienung auf eine für diesen Zweck angenehme Höhe angehoben.
So geht es vom Stadtspital Triemli über 450Höhenmeter auf den 870m hoch gelegenen Uetliberg.

Bergauf geht das Uproc sehr effizient. Hier merkt man, dass hochwertige Laufräder verbaut wurden die dem Bike selbst in der kleinsten Unterstützungsstufe von 50% eine gewisse Leichtigkeit verleihen. Hat man sich etwas auf dem Bike eingefahren und die Vorteile der Anfangs etwas ungewohnten Geometrie kennen gelernt,  macht der Uphill richtig Spaß. Schnell lädt das Bike zum spielen ein, womit Spitzkehren zu einer lässig Herausforderung werden in dem man diese so weit als möglich auf dem Hinterrad fährt.
Der RockShox Monarch Dämpfer ist dabei antriebsneutral in den Hinterbau integriert und ist nahezu wippfrei.


Oben angekommen erwartet uns nun endlich der Biketrail Triemli oder auch Antennentrail. Hier wird es nun interessant zu sehen, wie das Bike über grobe Wurzelpassagen, Anlieger und kleine Sprünge bewegen lässt.
Sattel runter, Helm auf und ab geht das! Auf den ersten Metern geht es noch relativ flach in den Trail, um jedoch gleich auf ordentliche Geschwindigkeit zu kommen stellen wir die Motorunterstützung auf Stufe Sport und bekommen so 190% zur Eigenleistung in die Kette.

Einige Meter weiter geht es dann in die ersten Kurven im Wechsel mit kurzen steilen Stücken.
Herrlich wie das Bike hier liegt und Sicherheit vermittelt. Jetzt wird deutlich, welche positive Auswirkung das kleinere Laufrad im Heck auf die Balance hat. Ohne das Fahrergewicht weit hinter den Sattel bringen zu müssen bleibt das Bike sehr spurtreu ohne dabei an Agilität zu verlieren. Bei Bedarf lässt sich schnell und spielerisch viel Druck auf das vordere Laufrad bringen, bei Sprüngen im Gegenzug das Bike schön nach vorne drücken.



Den Druck in Dämpfer und Gabel haben wir bereits im Vorfeld angepasst. So siedeln wir den Druck in er Gabel am unteren, im Dämpfer im Gegenzug am oberen Bereich der Empfehlung an. Das schafft auf dem Trail ein perfektes Ansprechverhalten beider Federelemente sowie eine gut einschätzbare Progression. Sehr gut hat uns die Arbeit der RockShox Pike gefallen. Diese Gabel schafft eine Laufruhe und somit Traktion wie man es sich wünscht. Etwa die ersten zwei drittel des Federwegs arbeitet die Gabel recht sensibel und gleichmäßig im Druckverhalten, im letzten Drittel wird sie dann deutlich härter und signalisiert so direkteres Fahrgefühl. Unterstütz wird die Gabel von einem gut abrollenden 27,5" Laufrad.
Der Dämpfer im Hinterbau macht ebenfalls eine gute Figur und kommt selbst bei harten Landungen nicht an das Limit. Schläge nimmt der Hinterbau gut auf ohne beim aktiven abspringen wegzusacken.














Als Antrieb im neuen Uproc6 dient das bereits bewährte Bosch Performance System mit dem neuen Performance Motor. Gespeist wird der Motor aus dem zum System gehörende 400Wh Akku. Dieser Energiespeicher reicht erfahrungsgemäß für Touren um die 1200Höhenmeter auf etwa 50 Streckenlänge. Gestaffelt sind die vier Unterstützungsstufen in ECO (50%), TOUR (120%), SPORT (190%) und TURBO (275%).

Zu den technischen Details im einzelnen werden wir hier nicht näher eingehen, da es sich bei dem von uns gefahrenen Modell um eine Vorserienversion handelt. In der Serie wird es noch einige Korrekturen am Sitzrohr sowie an der Motorverschalung geben.

Es bleibt festzuhalten, dass sich unser erster Eindruck von der Eurobike auch in der Praxis bestätigt. Flyer hat mit dem Uproc 6 eine rassige Spaßmaschine auf die Räder gestellt welche seinem definierten Einsatzzweck Enduro voll gerecht wird. Fahrstabilität, eine abfahrtsorientierte Balance und ein ausgewogenes potentes Fahrwerk sind die bestechenden Merkmale. Dabei macht es bergauf ebenso eine gute Figur, da die Sitzposition angenehm sportlich ist und damit ein ausgiebiges pedalieren ermöglicht.
Das Pedelec Enduro Bike hat einen neuen König!





























Video mit dem Uproc 6


Hier eine Onboard Aufnahme mit dem Flyer Uproc 6. Da YouTube das Video deutlich nachbearbeitet ist die Qualität trotz FullHD zum Teil recht bescheiden. Daher bieten wir das Video hier noch in voller Qualität zum Download an: VIDEO UPROC 6




Noch ein paar Worte zu den High-End Komponenten


Shimano Di2 XTR

Shimanos neue elektrische Schaltung für Mountainbikes, die XTR Di2, ist noch nicht voll in das eBike integriert. Daher befindet sich neben dem Nyon Boardcomputer eine kleine separate Anzeige von Shimano, die den eingelegten Gang sowie den Batteriestatus des Schaltsystem anzeigt.
Die Schaltung über die Schalthebel an der rechten Lenkerseite erfolgt relativ klassisch. Dies bedeutet, dass man beim betätigen der Schalthebel nach wie vor ein haptisches und akustisches Feedback bekommt. Der Druckaufwand beim Gangwechsel ist, im Vergleich zum klassischen System mit Seilzug, sehr gering. Der Gangwechsel wird auf elektrischem Wege an den Stellmotor im Schaltwerk übermittelt - dies funktioniert in der Praxis bedingungslos zuverlässig und präzise. Gegenüber einem traditionellen Schaltsystem sind keine Nachteile erkennbar. In der Serienversion ist geplant, den Strom für das Di2 Schaltsystem aus dem Bosch Akku zu entnehmen. In ferner Zukunft soll die XTR Di2 in das Nyon System integriert werden, damit keine zusätzliche Anzeige nötig sein wird.
Bleibt natürlich die Frage wie sich das Di2 System über längere Zeit schlägt.

Die 11fach Kassette mit 11-40 Zähnen bietet eine optimale Übersetzungsbandbreite. 
















































Nyon Boardcomputer
Auf dem Uproc 6 konnten wir den Nyon Boardcomputer das erste mal so richtig unter Alltagsbedingungen testen. Eigentlich bräuchte es hierfür einen eigenen Artikel, den wir zu gegebener Zeit sicherlich auch bringen werden, aber im Rahmen der Uproc Ausfahrt wollen wir trotzdem kurz über dieses Gerät berichten.
Vorweg, das Nyon ist in diesem Fall in Vorserienzustand. So konnten wir dieses noch nicht mit der Bosch eBike Connect Applikation auf dem Mobiltelefon koppeln und daher unsere Daten nicht synchronisieren. Womöglich hängt dies auch damit zusammen, dass wir in der Schweiz kein Daten-Mobilfunknetz hatten.
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Dennoch, Nyon hat uns bereits in diesem Zustand sehr viel Freude bereitet. So lassen sich vielerlei Daten einblenden, wie zum Beispiel die maximal Watt.
Richtig gut war aber die Navigation durch Zürich. Hier wechselten wir vom Biketrail Adlisberg auf der einen Seite der Stadt auf den Triemlitrail. Als wir am Ende des Adlisberg irgendwo am Stadtrand aus dem Wald gespuckt wurden haben wir kurz die Naviagationsfunktion aktiviert und das neue Ziel am anderen Ende der Stadt über den Stick an der Lenkerfernbedinung definiert.

Drei Vorschläge bekamen wir um an unser Ziel zu kommen - schnellste, kürzeste und schönste Route standen zur Wahl. Wir wählen die schnellste Variante und wurden überwiegend durch schwachfrequentierte Fahrradstraßen quer durch die Stadt zu unserem Ziel geleitet. Funktioniert perfekt und zeigt, dass dieses System auch an einem Enduro Pedelec MTB Sinn machen kann.
Schön das Flyer diese Innovation aufgegriffen hat um sie im Uproc 6 zu verbauen

913Watt brachten Fahrer und Bike an maximaler Leistung auf. Ein Wert der nicht unbedingt von jedem Hobbyfahrer so ohne weiteres erreicht wird.





























Was will das Pedelec-Biker Herz mehr? 

Mit dem Uproc 6 hat Flyer seine Hausaufgaben gemacht und ein richtig gutes Bike geschaffen. 




7 Kommentare:

  1. Auch für mich ist das Flyer Uproc eine der, wenn nicht die, Überraschung der Eurobike. Danke für den Bericht und die Infos, die decken sich recht gut mit den anderen Berichten zu diesem Bike. Bei so viel positivem zum Uproc kann ja nichts schlechtes daraus werden... ich hoffe nur auf die schnelle Integration der Di2 in das Intuvia/Nyon.

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  2. Liebe Pedelec-Biker,

    merci für den tollen Bericht, das Flyer-Team freut sich sehr darüber.
    Wir sind sehr gespannt, wie das Uproc6 anderen Bikern gefallen wird...

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  3. Zitat: "In ferner Zukunft soll die XTR Di2 in das Nyon System integriert werden."

    Weshalb nicht bei Erscheinen der Serienversion? Gerade die elektronische Integration von Shimano Schaltungen war DAS Werbeargument von Bosch für 2015. Wenn es bei einer 11-Gang Alfine funktionieren soll, weshalb nicht bei einer XTR?

    Ein Flyer-Bosch Pedelec mit zwei separaten elektronischen Systemen, das ist für völliger Widersinn und kann der GAU für die Werkstatt einiger Händler sein.

    In diesem halbgaren Entwicklungsstadium leider keine Kaufempfehlung von mir - obwohl ich zufriedener BikeTec AG Kunde bin. Wollen Sie fahren oder wochenlang warten, bis Ihr E-MTB aus dem Werk zurückkehrt, weil Ihre Werkstatt überfordert ist? So bekommt das 'E' einen ganz anderen Klang.

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    1. Wie bereits vielfach erwähnt war das von uns gefahrene Bike eine Vorserienversion.
      Technisch wäre eine vollständige Integration sicherlich kein Problem, da die CAN-BUS Schnittstelle für Di2 Nabenschaltungen bereits existiert. Allerdings lässt sich die XTR Di2 sehr individuell einstellen, wir sind hier im Artikel gar nicht auf die einzelnen Möglichkeiten eingegangen. Auf jeden Fall ist es einen sehr großer Aufwand die Shimano Software (Stichwort "e-Tube") in Nyon oder gar Intuvia zu integrieren.
      In Serie ist aber geplant den Strom für das Schaltsystem aus dem eBike Akku bereitzustellen.
      Daher macht es Sinn die beiden System zu trennen.

      Für alle Traditionalisten wird es auch eine XT Version geben.

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  4. Hallo Will Lee
    ist eigendlich das can protokoll sprich datenformat von bosch bekannt, ich würde mir gerne eine eigenleistungsanzeige basteln.

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    1. Zum CAN Protokoll habe ich keine Informationen. Die Eigenleistung kann aber über Nyon angezeigt werden.
      Sobald wir ein Nyon für längere Zeit hier haben werden wir einen ausführlichen Artikel dazu machen.

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  5. Danke für die Antwort

    ich hoffe den Nyon gibts bals zum Nachrüsten, bitte sofort berichten :-)

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